Fundstücke - Jagdschale

Quellen:

www.uni-bonn.de/Die_Universitaet/Museen/Aegyptisches_Museum

weitere Literatur:

Wolfgang Decker / Michael Herb, Bildatlas zum Sport im Alten Ägypten, Handbuch der Orientalistik I, 14, Leiden 1994, S. 314 ( J 49 und Tf. CXLII)

Katalog Höhr-Grenzhausen (seit 1982 Keramikmuseum Westerwald) 1978, 127 (Nr. 160)

EDEL, Elmar, Der Tetrodon Fahaka als Bringer der Überschwemmung und sein Kult im Elephantengau, MDAIK 32 (1976), 35-43

EDEL, GM Heft 36 (1979), 31-36 und GM Heft 41 (1980), 331

BoS QH 0/1257 (Jagdschale)

Herkunft:
Bei den Ausgrabungen der Uni Bonn durch den damaligen Institutsdirektor Elmar Edel und sein Team in der Nekropole des Qubbet el-Hawa in den Jahren 1959 bis 1981 wurden auch mehrere Fundstücke geborgen. Es ist nicht ganz klar, woher genau das Fundstück stammt, es könnte von einer Sandbestattung (Vorhofbestattung) in der zweiten Ebene des Qubbet el-Hawa stammen.

Material:
Ton mit Überzug, Malerei auf weisser Grundierung

Abmessung:
etwa 16,8 cm Durchmesser

Beschreibung:
Das nach seiner Darstellung als "Jagdschale" benannte Fundstück ist Tongefäß in Form einer flachen Schale. Es hat auf seiner Innenseite einen hellen Überzug, auf den in Rot- und Brauntönen ein nubischer Jäger gemalt ist, der, begleitet von zwei Hunden, mit Pfeil und Bogen auf die Jagd geht. Die Schale weisst nur geringfügige Beschädigungen am Rand (etwa bei 05.00 und 09.00 Uhr) auf, die Dekoration ist gut erhalten.

Die Darstellung der "Jagdszene" auf der Innenfläche der flachen Tonschale besteht aus mehreren, nebeneinander gesetzten Figuren. Abgebildet sind ein Jäger mit Pfeil und Bogen, zwei Jagdhunde, zwei Huftiere, ein Leopard und ein Fisch. Im Mittelpunkt der Bildkomposition steht die nach rechts gerichtete Figur des Jägers. Dessen Oberkörper ist gerade aufgerichtet; die Beine in enger Schrittstellung nebeneinandergesetzt. Beide Arme sind seitlich auf Schulterhöhe angehoben und gerade nach vorn bzw. leicht seitlich ausgestreckt. In den Händen hält er ein Bündel Pfeile sowie in der linken ein einfacher Langbogen, bekleidet ist er mit einem wadenlangen, rautenförmig gemusterten Schurz mit einem dunklen (möglicherweise lederartigen) Vorbau. Über seiner Brust sind zwei sich kreuzende Schärpen. Eine hohe Feder auf dem Kopf, Ohrringe sowie der dunkle Teint charakterisieren ihn als Angehöriger des nubischen (negroider) Bevölkerungsanteiles.

Hinter ihm läuft einer seiner beiden schwarz-weiss gescheckten Jagdhunde. Er ist hochbeinig mit sehr schmaler Taille, hat eine stark geringelte Rute, eine schmale Schnauze und spitze Ohren. Unter dem Jäger befindet sich ein zweiter Hund mit gleichen Rassemerkmalen, im Sprung eine Gazelle reissend, die trotz der skizzenhaften Darstellung schon auf Grund der charakteristischen Doppelkrümmung des Gehörns als Dorkasgazelle (Gazella dorcas dorcas) bestimmt werden kann.

Kreisförmig an den Aussenrändern der Darstellung, inhaltlich aber wohl nicht zur Szene gehörig sind weitere Tierdarstellungen: rechts eine weitere Gazelle, oben links ein Leopard. Auf Grund des dargestellten eher gedrungenen Körperbaus erscheint die Bestimmung als Leopard (Panthera pardus) wahrscheinlicher als eine Deutung als die eines Geparden (Acinonyx jubatus). In ägyptischen Darstellungen ist die Abbildung eines Leoparden relativ selten, hier wird sie jedoch charakterisiert durch den Schweif und den nach unten gezogenen Kopf.

Unten links ist die Darstellung eines Fisches, der scheinbar nicht im Handlungszusammenhang mit der Jagdszene steht. Denkbar wäre beispielsweise eine Verbindung zum Kult des Tetraodon (Fahaka) im Elefantengau, auch dieser hat die Längsstreifung und Flossenmerkmale der Abbildung.

Edel ist der Auffassung, dass die Mugiliden (Ordnung der Meeräschenartigen) als Bringer der Überschwemmung zu den "Hallen des Kugelfisches" nach Elephantine wallfahren, wobei auch der Fahaka in der gleichen Frühjahrszeit von den steigenden Wassern des Nil aus dem Süden herangeschwemmt wurde.
(GM Heft 36 (1979), 31-36 und GM Heft 41 (1980), 331)

siehe dazu aber auch:
EDEL, Elmar, Der Tetrodon Fahaka als Bringer der Überschwemmung und sein Kult im Elephantengau, MDAIK 32 (1976), 35-43 (1 fig., 2 pl.). Bekannt ist aber wohl ein Kult des Tetraodon (Fahaka) als Bringer der Überschwemmung im Elefantengau



Datierung:
Altes Reich, teilweise wird auch Mittleres Reich angegeben

Restaurierung:

Verbleib:
Ausstellungsstück der Bonner Sammlungen,
Inv.-Nr. BoS QH 0/1257