Teilweise unscheinbare Grabeingänge führen zu Anlagen unterschiedlicher Größe, die auch recht beträchtliche Ausmaße erreichen können und über zuweilen recht komplizierte Grundrisse verfügen.

Im Alten Reich besteht eine solche Grabanlage vor allem aus einer in den Fels geschlagenen breit gelagerten Kultkammer. Bei größeren Räumen wurden Pfeiler als Stützen stehengelassen, beim größten der Gräber (QH 25) sind es 18 Pfeiler in drei Reihen. Diese Zahl wäre nur durch das Grab QH 26 übertroffen worden, dass mit 21 Pfeilern (3 Reihen zu 7 Pfeiler) angelegt war, jedoch nicht so vollendet und nur mit 2 Reihen ausgeführt wurde. Vor der Kultkammer ist teilweise ein Vorhof aus dem Felsabhang geschlagen. Der Eingang zur Kultkammer liegt fast immer mittig, wenn dies durch die Pfeilerzahl möglich ist, also die Pfeilerzahl nicht ungerade ist wie bei QH 26 (7 Pfeiler), QH 90 (5 Pfeiler), QH 103 (3 Pfeiler) oder bei nur einem mittig ausgeschlagenen Pfeiler. Zur Ausstattung des Kultraums gehört mindestens eine Scheintür, bezogen auf einen Schacht.

In größeren Gräbern wird die Hauptscheintür dadurch hervorgehoben, dass sie tiefer in die Westwand eingearbeitet wurde, so dass dadurch ein eigener kleiner Kultraum entsteht, die Hauptkultnische. Dies trifft besoders für die Gräber QH 25, QH 26, QH 34b, QH 34 e, QH 34h, QH 34i, QH 89, QH 90, QH 102, QH 110 zu. Die Hauptkultnische liegt in den meisten Fällen dem Eingang gegenüber, aus dieser prominenten Lage (also i.d.R. der Mitte der Westwand) ist erkennbar, welche Scheintür, und damit welcher Grabschacht dem Grabbesitzer zuordenbar ist. Aus dieser Lage lässt sich allerdings nicht ableiten, diese ist auch in jedem Falle vom Eingang aus erreichbar oder sichtbar. Teilweise sind die Pfeiler oder Säulen, zwischen denen der direkte Zugang möglich gewesen wäre, durch einen Opfertisch unzugänglich gemacht (beispielsweise QH 25 und QH 102). Bei größeren Gräbern fanden sich Vermauerungsspuren zwischen jeweils einem Stützpfeilerpaar. Dadurch wurde zum einen die Hauptscheintür von direktem Blick und Lichteinfall abgeschirmt, andererseits aber auch ein bestimmter Weg der Totenpriester dorthin vorgegeben. Von der Kultkammer geht typischerweise mindestens ein Grabgang ab. Dies kann ein Schacht sein, an dessen Ende die Sargkammer liegt. Die derzeit bekannte maximale Anzahl von Schächten beträgt 7 bei Grab 102. Außerdem können von der Kultkammer waagerechte oder schräge Stollen zu Sargkammern abgehen, von denen sicher einige sekudär angelegt worden sind. Solche ausgehauenen Schächte mit Sargkammern finden sich allerding ebenfalls im Vorhofbereich und dürften dort wohl zum originalen Bereich der Anlage gehören. Ein aufwendig aus dem Felsen hinter der Westwand ausgehauener Serdab für den Statuenkult mit einem in den Kultraum hineinführenden Serdabschlitz findet sich nur in QH 34h. Einfache Nischen für Statuen finden sich in einigen Gräbern (QH 26, QH 25). Ein etwa in Augenhöher befindlicher blind endender Serdabschlitz südlich der Scheintür weist in QH 25 die Richtung, in der sich die Statue befand. Einen Hinweis auf das Fehlen einer Statuennische und das Vorhandensein einer Statue in der Sargkammer sieht Edel bei einem vergleichbaren blinden Serdabschlitz neben der Scheintur in QH 34n.

Im Mittleren und Neuen Reich ändert sich die Grabarchitektur.Die Hauptachse weist in den Berg und die Kultkammern sind längs-rechteckig angeordnet. Bei QH 36, QH 32 und QH 31 gibt es eine dreischiffige nach Westen führende Empfangshalle, einen langen Korridor und eine kleinere Kultnische mit Scheintür. Dadurch ändert sich auch der Priesterweg. Er ist nicht mehr gewunden, sondern führt geradlinig in den Berg, bei QH 31 - einer in der Hauptkultnische prächtig ausgemalten Anlage des Mittleren Reiches - ist er verlängert durch einen langen, leicht abfallenden Weg zur Kultnische. In späterer Zeit fallen Empfangshalle und Kultnische wieder zusammen (QH 30, QH 33), wobei sich die Kultnische wie im Alten Reich gegenüber dem Grabeingang an der Westwand befindet. Die Empfangshalle bleibt aber dreischiffig und verläuft in Längsanordnung nach Westen.

Die Felsengräber wurden aus dem gewachsenen Gestein herausgeschlagen. Dazu wurde in der Regel der anstehende Fels zu einer senkrechten Flache von oben nach unten abgearbeitet, um so eine relativ glatte Außenfassade zu erhalten. In diese Fassade wurde dann der Eingang oder eine schmale Säulenhalle eingearbeitet. Von dort aus wurde dann in breiter Front zur Rückwand des Grabes gearbeitet. Dabei wurden die architektonischen Elemente wie Stützen, Architrave u.ä. zunächst ausgespart und später endbearbeitet. Größere ausgeschlagenen Steinblöcke wurden i.d.R. an Ort und Stelle zertrümmert und so leichter nach außen geschafft. Als Werkzeuge wurden Steinhämmer, Kupfermeißel und Holzschlägel eingesetzt. Nach den "groben" Vorarbeiten wurden die Wände mit Meißel nachbearbeitet und so grob geglättet. An Flächen, die für Reliefs oder Wandmalereien vorgesehen waren, wurde mit Steinen glattgeschliffen. Feinere Unebenheiten oder Risse in der Wandoberfläche wurden mit einem Kalk-Sand-Mörtel ausgeglichen, und mit einer Tünche überzogen.

Architektur
Quellen:

LÄ 5, Sp.55ff.
F.W.Rösing, Qubbet el Hawa und Elephantine - Zur Bevölkerungsgeschichte von Ägypten