QH 34n

Zuordnung: Harchuf
Titulatur: Fürst, Siegelbewahrer des Königs von Unterägypten, einziger Freund, Lesepriester, Siegelbewahrer des Gottes, Vertrauter der (königlichen) Befehle
Zeit: 6. Dynastie unter Menrenre und Pepi II.
Epoche: Altes Reich
Mumie:
Ausgrabung / Dokumentation: u.a. de Morgan
Grababmessungen: nach Porter/Moss Bd. V, S.236

Verwandschaft: Vater Iri

In der Nummerierung nach de Morgan trägt dieses Grab die Nummer 15 (Plan Général in: Catalogue des monuments et inscriptions de l'Egypte antique, Wien 1894, 142).
In der Dokumentation des Grabes erhielt das Grab von de Morgan die Nummer A8

Bild 1: Grabeingang

I. Das Grab

QH 34n ist ein mittelgroßes Grab des Alten Reichs. Die Kultkammer hat eine Größe von etwa 25 m² und besitzt 3 Pfeiler, 1 Schacht und 1 Schrägstollen. Dieses Grab ist vermutlich das älteste Grab des Qubet el-Hawa, es sei denn, dass in der 6. Dynastie Gräber dort errichtet wurden, wo bereits Anlagen waren, die dann umgearbeitet wurden. Darauf würden beispielsweise QH 35d und QH 90 hinweisen. In diesen Gräber weist jeweils ein quadratischer, sekundär wieder zugemauerter Durchbruch in der Front der Gräber darauf hin, der die Stelle anzeigt, wo ein älterer Grabstollen im Fels nach Westen verlief. In QH 35d kann man an einem Pfeiler sogar noch erkennen, daß die von einem früheren Grabstollen rechtwinklig abbiegende Sargkammer angeschnitten wurde.

Im Grab wurden stark gestörte Bestattungen des Alten Reichs freigelegt.

II. Die Dekoration
An der Außenseite rechts und links der Eingangstür, über und neben den Figuren des Toten, der links auf einen Stab gestützt und von seinem Sohn mit einem Räuchergefäß begleitet dargestellt wird, sind die Inschriften über seine Reisen. Sie rühmen die vier Handelsreisen des Verstorbenen nach Nubien, von denen er drei noch unter Merenre unternahm und die letzte unter dem noch kindlichen Pepi II. Weiterhin berichtet er über den "Tanzzwerg"-Brief des noch jugendlichen Königs Pepi II. (siehe unten)

Die Reiseberichte des Harhuf (Hrw-hwff) in seinem Grab am Qubbet el-Hawa (34n) (Übersetzung nach: Elmar Edel, in: Ägyptologische Studien, Akademie-Verlag, Berlin 1955, S.51ff.) (Übersetzung nach Gardiner, Geschichte des Alten Ägypten, 1962, S. 107f.)

Rechts am Eingang A:

Erster Zug nach Jam

"Die Majestät des Merjen-re, meines Herrn, sandte mich nach Jam zusammen mit meinem Vater, dem Einzigen Freunde und Vorlesepriester Jrj, um den Weg nach diesem Lande zu erkunden. Ich vollbrachte es innerhalb von 7 Monaten und brachte schöne, seltene Gaben aus ihm. Ich wurde deshalb überaus gelobt. Der Beginn sind die Titel und Lobpreisungen des Fürsten und Aufsehers der Dolmetscher Harhuf sowie weiter: "Er sagte: Die Majestät des Merenrê, meines Herrn, schickte mich zusammen mit meinem Vater, dem Einzigen Freund und Lesepriester Iri nach Jam, um den Weg zu öffnen nach diesem Lande. Ich tat es in sieben Monaten und brachte von ihm alle Arten von guten und seltenen Geschenke mit und wurde hoch gelobt deswegen."

B:

Zweiter Zug nach Jam

Seine Majestät sandte mich zum zweiten Mal, indem ich allein war. Ich zog aus auf dem Elephantineweg (1) und stieg herab über Mhr, Trrz und Jrtt (,die in) Jrtt (gelegen sind,) innerhalb von 8 Monaten. Ich stieg herab und brachte Gaben aus diesem Lande in sehr großer (Menge), drengleichen nie zuvor in dieses Land [Ägypten] gebracht worden war. Ich stieg (aber) herab in die Gegend des Hauses des Herrschers von Zatw und Jrtt, nachdem ich diese Fremdländer erkundet hatte. Nicht fand ich, daß (das) irgendein Freund und Vorsteher der Dragomane vollbracht hatt, der früher nach Jam gezogen war. Seine Majestät schickte mich ein zweites Mal allein. Ich brach auf der Straße nach Elephantine auf und kehrte zurück von Irtje, Mecher, Tereros und Irtetje in dem Zeitraum von acht Monaten. Ich kehrte zurück und brachte Geschenke aus diesem Land in sehr großer Zahl, und niemals zuvor war dergleichen nach diesem Lande gebracht worden. Ich kehrte zurück durch die Gegend in der Nähe des Hauses des großen Häuptlings der Satu und Irtje. Ich hatte diese Länder geöffnet. Niemals hatte man es gefunden, daß getan wurde von irgendeinem Freund und Aufseher der Dolmetscher, der zuvor nach Jam gegangen war.

C:

Dritter Zug nach Jam

Seine Majestät sandte mich nun zum dritten Mal nach Jam. Ich zog (2) aus (abzweigend) vom Thinitischen Gau auf dem Oasenwege (3). Ich fand den Herrscher von Jam indem er ins Lybierland (4) gezogen war, um den Lybier bis in die westliche Ecke des Himmels zu schlagen. Ich zog hinter ihm her ins Lybierland. Ich stellte ihn [den Herrscher von Jam] zufrieden (5), so daß er [der Fürst von Jam] alle Götter für den König pries (6). Seine Majestät schickte mich ein Drittes mal nach Jam. Ich brach auf aus dem thinitischen Gau auf der Oasenstraße und fand, daß der Häuptlich von Jam nach dem Tjemeh-Land gegangen war, um die Tjemeh nach der westlichen Ecke des Himmels zu schlagen. Ich ging weiter in seiner Verfolgung nach dem Tjemeh-Land, und ich stellte ihn zufrieden, so daß er alle Götter pries wegen dem Herrscher.

Links am Eingang

[Ich sandte den TITEL N.N. zusam] men mit einem Manne aus Jam zum Gefolge des [Hor]us, um die Majestät des Merjen-re, meines Herrn, wissen zu lassen, [das ich] hinter dem Herrscher von Jam her [ins Lybierland gezogen war]. Nachdem ich jenen Herrscher zufriedengestellt hatte (7), [stieg ich herab nach ... (8), daß] im Süden von Jrtt und im Norden von Zatw (liegt). (Nun) fand ich den Herrscher der in eins vereinten (Länder) Jrtt, Zatw und Wawat. Ich stieg aber herab mit 300 Eseln, beladen mit Weihrauch, Ebenholz, hknw-Öl, sst, Pantherfellen, Elephantenhauern, tnjs-Stöckchen und jedem schönen Erzeugnis. Als der Herrscher von Jrtt, Zatw und Wawat sah, daß die Truppe aus Jam, die mit mir zum Hofe herabstieg, zusammen mit dem Heer, das mit mir gesandt worden war, stark und zahlreich waren, da geleitete mich dieser Herrscher und gab mir Rinder und führte mich (auf) den Wegen der Höhen von Jrtt (9), weil die Wachsamkeit, die ich an den Tag legte, ausgezeichneter war als (die) irgendeines Freundes und Vorstehers der Dragomane, der früher nach Jam gesandt worden war. Als der Diener da nordwärts zum Hofe fuhr, da sandte man den [...] Einzigen Freund und Vorsteher der beiden Erfrischungsräume, Hwnj, mir entgegen mit Schiffen, beladen mit Dattelwein, mswq (10), Brot und Bier. [Ich schickte einen Boten fort (?)] ... Jam...um zu unterrichten seine Majestät Merenrê, meinen Herrn, [daß ich gegangen war nach dem Tjemeh-Land] und zufriedengestellt hatte den Häuptling von Jam. [Ich kehrte zurück (?)]in das südliche Ende von Irtje und das nördliche Ende von Satu, und ich fand den Häuptling von Irtje, Satu und Wawat, [diese drei Länder] vereinigt alle zu einem, und kehrte zurück mit dreihundert Eseln, die beladen waren mit Weihrauch, Ebenholz, hknw-Öl, sst, Leopardenfellen und Wurfhölzern und allen guten Dingen. Da nun der Häuptling von Irtje, Satu und Wawat sah, wie stark und zahlreich die Truppe von Jam war, die mit mir zur Residenz zurückkehrte samt den Soldaten, die mit mir ausgeschickt worden waren, entließ mich dieser Häuptling, und er gab mir Ochsen und Ziegen und führte mich über die Höhen von Irtje wegen der Umsicht, die ich bewiesen hatte über die jedes Freundes und Aufsehers der Dolmetscher hinaus, der zuvor nach Jam geschickt worden war. Da nun dieser bescheidene Diener stromabwärts fuhr zur Residenz, ließ man zu mir kommen den einzigen Freund und Aufseher der beiden Bäder, Chuni, indem er mich einholte mit Schiffen, beladen mit Dattelwein, Kuchen, Brot und Bier. Der Fürst, Siegelbewahrer des Königs von Unterägypten, einziger Freund, Lesepriester, Siegelbewahrer des Gottes, Vertrauter der (königlichen) Befehle, Harchuf."

(1) Der Ausgangspunkt Memphis wird ausgelassen, vermutlich wird er als bekannt vorausgesetzt.

(2) Der Weg führte durch das Niltal über Elephantine (siehe Edel, Anm. 9 + 10) aus Memphis also über die Oase Chargeh Steppengebiet westlich des Niltals zwischen Kerma und Altdongola

(5) d.h., ich bezahlte ihn gut mit Tauschwaren zum Dank für den reichlichen Tausch;

(6) der König ist Eigentümer dieser Tauschwaren, nicht Hrw-hwff

(7) durch guten Tausch,

(8) der Name ist verloren, er nahm etwa zwei Schriftquadrate ein, und dürfte der Name der Residenz des nubischen Herrschers gewesen sein,

(9) damit dürfte der Umgehungsweg zwischen Tumâs und Medik gemeint sein

(10) eine Art Kuchen oder Brot.

Auf einer Mauer des Grabes ist der Brief des noch jugendlichen Pepi II. an Herhuf widergegeben: "Du hast gesagt in diesem Deinen Brief, daß Du einen Zwerg der Gottestänze aus dem Land der Horizontbewohner mitgebracht hast, einen gleichen Zwerg, (Anmerkung Gardiner: offenbar, wie das Determinativ zeigt, ein echter Pygmäe aus Innerafrika) wie ihn der Siegelbewahrer Bawered aus Punt mitgebracht hat zur Zeit des Asosi. Du hast Deiner Majestät gesagt, daß niemals einer wie er von irgendeinem anderen mitgebracht worden ist, der vordem das Land Jam besucht hat. Wahrlich, ich weiß, daß Du tust, was Dein Herr liebt und lobt. Wahrlich, Du verbringst Tag und Nacht, indem Du Dich für mich sorgst. . . Meine Majestät wird Deine zahlreichen, trefflichen Wünsche erfüllen, so daß es noch dem Sohn Deines Sohnes zum Wohle gereicht, und daß alle Leute, wenn sie davon hören, was Meine Majestät für Dich getan hat, sagen werden: "Gibt es etwas, was dem vergleichbar ist, was für den einzigen Begleiter Harchuf getan wurde, als er von Jam zurückkehrte, wegen seiner Wachsamkeit, welche er bewies, indem er tat, was sein Herr liebte, lobte und befahl?" Komme sogleich stromab zur Residenz! Eile Dich und bringe diesen Zwerg mit Dir. . . Wenn er hiabgeht mit Dir in das Schiff, stelle zuverlässige Leute bereit, die um ihn sind auf dem Deck, paß auf, daß er nicht ins Wasser fällt! Laß auch zuverlässige Leuteum ihn herum in seiner Kabine die Nacht verbringen und schaue zehnmal nach in der Nacht. Meine Majestät wünscht diesen Zwerg zu sehen mehr als alle Erzeugnisse des Minenlandes und von Punt." (Übersetzung: nach Gardiner, Geschichte des Alten Ägypten, 1962, S. 60f)

Bild 2: Relief des Grabherren Bild 3: Grabschacht
Bild 4: eine der zahlreichen hieroglyphischen Inschriften Bild 5: eine der zahlreichen hieroglyphischen Inschriften
Bild 6: Pfeilerdekoration Bild 7: Pfeilerdekoration

Quellen:
LÄ 5, Sp.55ff.
Porter/Moss Bd. V, S.236
Elmar Edel, in: Ägyptologische Studien, Akademie-Verlag, Berlin 1955, S.51ff.
Gardiner, Geschichte des Alten Ägypten, 1962,
F.W.Rösing, Qubbet el Hawa und Elephantine - Zur Bevölkerungsgeschichte von Ägypten